Adolphe Veuve
(1872-1947)
Zeugnisse über den Neuenburger Pianisten, Pädagogen und Komponisten Adolphe Veuve sind rar. Die wichtigste Quelle bleibt ein Nachruf in der Zeitung L’Express vom 7. August 1947. Aber auch Dokumente aus den Archiven der Zeitungen von Lausanne und Genf liefern wertvolle Informationen.
Adolphe Veuve wurde 1872 in Cernier (NE) geboren und erhielt neben dem Klavier- wohl auch Violinunterricht. Bereits mit 16 Jahren trat er in die von Joseph Joachim geleitete Königlich Akademische Hochschule für ausübende Tonkunst in Berlin ein.
1894 wurde er in die Klasse des Klavierpädagogen Theodor Leschitizky in Wien aufgenommen und studierte dort ausserdem Komposition bei Karl Navratil und Robert Fuchs.
Mit seiner Rückkehr in die Schweiz setzte Veuve seine Kompositionsstudien bei Joseph Lauber in Genf fort, etablierte sich aber rasch als angesehener Konzertpianist. Bekannte Eckdaten sind sein Debut mit Beethovens 3. Klavierkonzert (1899 mit dem Berner Stadtorchester - heute Berner Symphonieorchester), sowie eine Aufführung von Albert Roussels Klavierkonzert mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Ernest Ansermet (1939). Seine pianistische Karriere führte Veuve aber auch ins Ausland.
So gastierte er offenbar erfolgreich in den Musikmetropolen Paris, London, Wien und Berlin.
Seine von 1926 an entstandenen Radioaufnahmen sind heute nicht mehr erhalten. Wir wissen aber, dass er in Solorezitals für den Rundfunk auch eigene Werke spielte. 
Auf Initiative von Gustave Doret und weiteren Freunden wurde Veuve zu seinem 70. Geburtstag mit einer Radiosendung geehrt.
 
Neben seiner Konzerttätigkeit widmete sich Veuve auch der Musikpädagogik, so gehörte er zum Kreis der Gründer des Conservatoire de Neuchâtel.
Von seinen Kompositionen sind heute lediglich die Sonate pour piano en ré mineur Opus 2, Trois Morceaux pour piano Opus 3 (à I.J. Paderewski) und Deux Mélodies pour chant et piano Opus 4 bekannt. Sie erschienen in Verlagen in Genf, Lausanne und Zürich und sind in den grösseren Schweizer Musikbibliotheken vertreten.
Der Nachruf auf Adolphe Veuve nennt an weiteren Werken Violinsonaten, ein Streichquartett, ein Klavierkonzert, Orchestersuiten, Lieder und Werke für gemischten Chor. Bis heute konnte jedoch lediglich die Handschrift der 1re Sonate pour piano et violon en ut majeur Opus 5 (1915/16) wiedergefunden werden. Sie befand sich im Nachlass des Neuenburger Geigenbauers und am Brüsseler Konservatorium ausgebildeten Geigers Maurice Dessoulavy.
1926 heiratete Veuve die aus Lausanne stammende Louise Jeanneret.
Die Ehe blieb kinderlos. Adolphe Veuve verstarb 1947 in Lausanne.
Der Verbleib seines Nachlasses ist bis heute ungeklärt.
Adolphe Veuves Kompositionen hatten keinerlei Einfluss auf die musikgeschichtliche Entwicklung.
Ob sie deshalb aus heutiger Sicht als unbedeutend gelten müssen sei dahingestellt.
In seinen frühen Werken entwickelt Veuve eine spätromantische Sprache sehr eigener Prägung.
Er war ein Komponist der es verstand, geographische wie ideologische Grenzen zu überbrücken.
Die Innigkeit und Wesentlichkeit des Schumann-Brahms Kreises vermochte er mit der Kühnheit und Extrovertierheit der deutschen Neuerer Liszt, Wagner und Strauss zu verbinden. Und auf eigentümlich organische Weise fügen sich sogar Merkmale der französischen Meister jener Zeit in Veuves Sprache.

Seinem späteren -uns bisher unbekannten- Schaffen wurde ein zunehmend moderneres Idiom nachgesagt.
Werkverzeichnis:

•Gavotte pour piano, 1900
•Sonate en ré mineur pour piano opus 2
•Trois Morceaux pour piano opus 3
•Deux Mélodies pour soprano et piano opus 4
•1re Sonate pour piano et violon en ut majeur Opus 5 (1915/16)
•Quatuor à cordes en mi mineur (Uraufführung: Berner Streichquartett, Neuchâtel 1931)

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-Weitere Sonaten
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-Orchester-Suiten
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